Gemacht aus dem, was uns der Wald gibt

Wie kommt jemand auf die Idee, Ferienapartments aus 100 Prozent heimischen Hölzern und mit 100 Prozent heimischem Handwerk zu erbauen? Ideengeber und Erbauer Thomas Kopf erzählt uns, was das Geheimnis vom tinnes ausmacht.

Thomas, die Leidenschaft zum Holz, die bei den tinnes Ferienapartments die Hauptrolle spielt, wurde dir ja schon in die Wiege gelegt. Wie kam es dazu?

Seit über 30 Jahren bin ich selbständiger Säger und Holzhändler. Mein Großvater gründete unser Sägewerk, welches mein Vater weiterführte. Als ich den Betrieb in der 3. Generation übernahm, war mir schnell klar, dass ich weg will von der Standardproduktion von Bauholz. Ich wollte unsere hochwertigen Hölzer auch hochwertig zu Fensterholz und Tischlerware zuschneiden.

Was macht denn für dich den Unterschied aus?

Bauholz bedeutet in unserer schnelllebigen Zeit Massenware. Hier im Bregenzerwald stehen jedoch viele Bäume, die über 200 Jahre alt sind. Trotz des rauen Klimas sind sie schön gewachsen, haben Stürme und Kriege überlebt und könnten dir viele Geschichten erzählen. Dieses Holz hat es verdient, dass man mit ihm respektvoll und im Bewusstsein seiner außerordentlichen Qualität umgeht. Das ist mir extrem wichtig und darum habe mich schon sehr früh mit unseren heimischen Tannen und Fichten und deren Eigenschaften auseinandergesetzt.

Worauf kommt es dabei an?

Es geht um die sehr individuellen Anforderungen der Anwender: Was macht ein Fensterbauer im Unterschied zum Tischler. Für den Fensterbauer spielt eine wesentliche Rolle, dass die Fenster über viele Jahre stabil bleiben müssen und sich nicht verziehen dürfen. Beim Tischler kommt es auch auf die Optik an. Für beide Bereiche hatte ich mich im Laufe der Zeit zum absoluten Spezialisten entwickelt.

Wie erkennst du die Qualität der Bäume?

Von klein haben mich mein Großvater und mein Vater gelehrt, wo das beste Holz steht, worauf ich achten muss und was alles in einem Baum drinsteckt. Bei den Versteigerungen der Bäume im Wald habe ich als Kind die Säger beobachtet, wie sie nach oben schauten, um die Anzahl der Nester zu erkennen. Es geht darum, wie viele Äste er hat und wo „Rosen“, so nennt man verborgene innere Äste, zu sehen sind. Die Kunst ist es, als Säger einen Röntgenblick dafür zu entwickeln. Wichtig ist auch, wo der Baum steht: Wie ist der Sonneneinfall? Hat er eine helle und eine dunkle Seite? So habe ich über viele Jahre mein tiefes Gespür fürs Holz entwickelt.

Warum ist das alles so wichtig?

Ich muss alles als Säger berücksichtigen, um das Holz auf der Bandsäge so zu drehen, wie es für den Anwender perfekt passt. Beim Fensterbau brauche ich z.B. eine astfreie Fensterkante, die stehende und halbliegende Jahresringe haben muss. Ein Tischler benötigt halbliegende Jahresringe für die Oberflächen. Darauf haben wir in meinem Sägewerk höchste Präzision verwendet. So nutzten wir auch für das tinnes ein total variables Astbild, bei dem nichts weggeschnitten wurde. Alles, was den Baum ausmachte, wurde passend verwendet. Das ist in der industriellen Fertigung nicht möglich, denn da muss alles gleich aussehen.

Du hast nach sehr erfolgreichen Jahren dein Sägewerk an einen Nachfolger weitergegeben. Wie lebst du deine Liebe zum heimischen Holz weiter?

Natürlich ist Holz für mich auch weiterhin eine Herzenssache. Darum hatte ich die Idee für das tinnes: Ich will in diesen Apartments meine ganze Erfahrung und mein Wissen über das Holz, das bei mir vor Ort wächst, weiterleben lassen. Wo ich wohne, habe ich freie Sicht auf das Holz, das ich für das tinnes verwendet habe. Doch nicht nur die Fichten und Tannen kommen aus der unmittelbaren Umgebung, auch die Wertschöpfung wurde möglichst direkt vor Ort erbracht.  

Das Holz hat also nur sehr kurze Wege zurückgelegt?

Ja, das hat wesentlichen Anteil daran, dass wir eine unschlagbare Ökobilanz vorweisen können. Alles Holz ist hier aus dem Wald von Au und Schoppernau, es gibt kein hinzugekauftes Holz! Wir haben keine Lacke und keinen Leimbinder verwendet. Es kamen nur wenige Schrauben zum Einsatz, also steckt auch wenig Metall im Gebäude. Für die Abdichtung haben wir Holzwolle verwendet. Und auch bei der Einrichtung kommt das heimische Holz voll zum Tragen. Alle Möbel sind Maßanfertigungen von Tischlern aus der Umgebung. Es wird nur durch Filz, Wolle und Leder ergänzt, keine Kunststoffe.

Wie hast du die Partner von deinem Projekt überzeugt?

Das war sehr leicht, denn alle Handwerkerinnen und Handwerker, die beim tinnes mitgewirkt haben, kenne ich als langjährige Kunden meiner Säge. Sie ticken alle so wie ich und wollen das Maximum aus dem Material herausarbeiten. Auch der Architekt Johannes Kaufmann ist so ein Spezialist, er ist genauso verrückt wie ich! Morgens würde er lieber eine Motorsäge in die Hand nehmen als den Stift …

Wie würdest du einem Menschen tinnes vorstellen, wenn er es zum ersten Mal betritt?

In meinen Apartments kannst du das Beste erleben, was uns der Wald gibt. Du spürst die Kraft des Holzes und der Handwerkskunst, die bei uns zu Hause ist. Du wirst in die Räume kommen und dich wohlfühlen, ohne dass du gleich verstehst, warum das so ist. Ich kann es dir erklären, aber es bleibt trotzdem unbeschreiblich.